THE VANISHED SUBJECT – SHOW ME THE WAY TO AI WEIWEI

Vom gestohlenen Objekt zum verschwundenen Subjekt. Eine Reise.

BAGERITZ: LOST in CHINA – Eine unautorisierte Plakat-Aktion im öffentlichen Raum (Shanghai) und PPAC/ Chinese Propaganda Poster- Art Centre, Shanghai

In direktem Bezug auf vorangegangene Ausstellungen und Werkzyklen zum Thema METAPHYSIK DES VERSCHWINDENS // STOLEN OBJECTS // DIE AUFRICHTIGKEIT DES KUENSTLERS AM ENDE DES XX. JHDTS., begibt sich Bageritz mittels einer Plakat-Aktion auf die Suche nach dem chinesischen Künstler Ai Weiwei, der seit seiner Festnahme am 3. April verschwunden ist (THE ABSENCE OF SUBJECT). Bageritz, seit jeher auch Plakatkünstler, überarbeitet vorort aus dem Internet heruntergeladene Ai Weiwei-Portraits mit seinen für ihn typischen Textparolen und Slogans wie z.B. SHOW ME THE WAY TO AI WEIWEI oder WENN SCHON DEMOKRATIE LUSTIG IST… (im Beuys´schen Sinne), gestaltet die Suchmeldungen farblich als „eye-catcher“, signiert mit  e-mail- und facebook-Adresse, dokumentiert fotografisch. Ähnlich wie bereits 1995 von Hans-Werner Bott im Katalog DAS MITTEILUNGSBEDUERFNIS DES HERRN RALPH BENNO ALBERT BAGERITZ (11 Jahre Ehrenstrasse  & Umgebung beschrieben, wird auch diese Mitteilungskampagne konzeptuell im Zusammenhang mit seinen frühen „Streetart“-Aktionen stehen, wo er in und auf den  Strassen  (STADT-RAUM-BILD // DEUTSCHLANDS LIEBLING IST MUEDE) agierte (s.a. nachfolgenden Text v. Marianne Saul, Ausstellung AM ANFANG WAR DIEBSTAHL (Part I), Gummersbacher Kunstverein, 2011). Bageritz folgt mit seiner Kunstaktion dem Prinzip der Um-ver-kehrung (ins Absurde und aberwitzige), einer wohl aussichtslosen Suche nach dem verschwundenen Künstler in den mythosgeschwängerten Strassen Shanghais, auf streng totalitärem Gebiet, mit ungewissem Ausgang. Aber dennoch ist es ein Weg – fernab vom vorausseilenden Gehorsam – und Bageritz weiß, dass sein Tun nur eine kleine Geste sein kann – der Anerkennung, der Anteilnahme und Solidarität für einen von ihm überaus geschätzten Künstler.
© Peter V. Brinkemper, 2011