Ausstellungsplakate und Plakat-Aktionen 1968-2021
„…Den Bageritz lese ich seit ´88 im Straßenbild, wo er mich durch das Ausschwemmen von Bedeutung im wiederholten Gebrauch der Werbe- und Vermittlungssprache als Kunsttext an das ungefähre Erinnern der Wirklichkeit erinnert. Die Umtriebigkeit des Künstlers auf dem Boden kapitalistischer Raubwirtschaft ist ihm Untersuchungsfeld. So hat ihn mal jemand ein 100%iges Kind der kapitalistischen Gesellschaft genannt und er hat sich damit einen Plakattitel geschrieben. Diese Plakattitel haben überhaupt eher den Charakter des Gefundenen oder, wie Boris Nieslony das nennen würde, des Entwendeten. So ist das ICH des Ralph Bageritz, zumindest das Künstler-Ich, ja nicht unbedingt bei ihm selbst zuhaus, sondern ein wanderndes, das den Schlupfwespen gleich, gerne da und dort wohnt und hervorkommt. (…) aber da kommt ja nun zu den Untaten der Assistenten, dies ist die Abteilung im Bageritzschen Imperium, die für die Ausführung von Planbeispielen zuständig ist, immer noch die Tat des Herrn Bageritz, sozusagen der Kopf des Unternehmens, hinzu, der Plakate drucken und Texte verfassen läßt, wenn er´s nicht gar selber macht, die das Ereignis kommentieren und zusammen mit den Objekten als Belege gelten müssen für die Ausstellung einer Tatidee, die eine Legende schaffen will aus einer Textur, die letztlich das Ding als Gedicht entläßt. (…) Und ich sehe da durchaus eine Autorenschaft, die die Öffentlichkeit ausbrütet und der Künstler verwaltet. Die Titel erzählen das: …“
Hans-Werner Bott, Galerist und Kurator, Köln / New York-City, 1994